UNESCO-Weltkulturerbe „Lesachtaler Brotherstellung“
Die Tradition der Brotherstellung im Lesachtal, insbesondere in den Gemeinden Maria Luggau und Liesing, umfasst den Getreideanbau und die Gewinnung des Korns in einer Bergbauernregion, das notwendige Wissen zum Bau von Mühlen sowie das Brotbacken in den hauseigenen Öfen. Damit verbunden ist ein Beitrag zur Kulturlandschaftspflege genauso wie das Bewahren von typischen, fachspezifischen Dialektausdrücken.
In den 1970er Jahren ging der Getreideanbau im Lesachtal zurück. Heute gibt aber wieder Bauernfamilien, die ihr Getreide selber anbauen und es in der eigenen Mühle vermahlen. Dabei wird nach biologischen Richtlinien vorgegangen: Es gibt keine Saatgutbeizung, keine künstliche Stickstoffdüngung und keinen chemischen Pflanzenschutz.
Welches Getreide wird für Lesachtaler Brot verwendet?
Für das Lesachtaler Brot dürfen nur biologische Sorten und nur Populationssorten, die man selber nachbauen kann, verwendet werden. Zum Einsatz kommen ältere Sorten wie der Weizen „Kärntner Früher“ oder der „Oberkärntner Winterroggen“. Es dürfen auch neuzeitliche biologische Sorten verwendet werden.
Wo wird das Korn gemahlen?
Das Korn eines Lesachtaler Brotes darf nur im Lesachtal selbst vermahlen werden. Das geschieht meist in den Wassermühlen und auf elektrischen Steinmühlen. In Maria Luggau und Strajach gibt es sechs wasserbetriebene Mühlen, die das Getreide zwischen schweren Mühlsteinen langsam und schonend mahlen.
Warum werden Kreuze in den Teig und das Brot gemacht?
Die Zubereitung des Teiges findet am Vorabend statt, wo in den Vorteig ein Kreuz gezeichnet wird. Vor dem Backen wird dann in jeden Brotlaib ein Stempel gedrückt, nach dem Backen werden in die Rinde drei Kreuze geritzt, als Ritual der Dankbarkeit.
Das jährlich im August stattfindende Mühlenfest in Maria Luggau sowie das Lesachtaler Dorf- und Brotfest am ersten Septemberwochenende stellen Beiträge zur regionalen Vermittlung der Bedeutung dieser Tradition dar.
Das Wissen um die Herstellung des Brotes, der Öfen und Mühlen wird jedoch nicht nur von einer Generation an die nächste weitergegeben, sondern auch „exportiert“. 2008 wurde in der Nähe von Tokio/Japan ein Lesachtaler Brotbackofen von einem Tiroler Ofensetzer errichtet und von einer Delegation aus dem Lesachtal eröffnet.